«Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen», notierte sich der Stubenhocker Blaise Pascal im Jahr 1670 auf einem der Tausenden Zettel, die später unter dem Titel Pensées veröffentlicht wurden (als Buch, nicht als Comic, sorry).

 

Als leidenschaftlicher Reisender gehe ich nicht ganz einig mit Pascal, aber angesichts der Tatsache, dass wir uns heutzutage von meist verbrennungsmotorisierten Kurier*innen alles bringen und holen lassen, sei es Essen, Abfall, Kleider, Wein, Wasser, Bücher (und Comics!), und dabei die drohende Klimakatastrophe möglichst verdrängen, wäre es durchaus angesagt, mehr Zeit ganz ruhig auf dem Sofa zu verbringen, an einer lokal gewachsenen Zwetschge lutschend.

 

Kurier*innen und andere Fahrer*in­nen wurden noch vor kurzem als Pandemie-Held*innen gefeiert, aber nun hat sie der Arbeitsalltag wieder eingeholt, die grosszügigen Trinkgelder gehören der Vergangenheit an, und es wird immer schwieriger, von der schlecht bezahlten Arbeit zu leben. 

Kurier­fahrer*innen sind gleich in zwei Beiträgen vertreten: Mai Koraiem, die in Alexandria, Ägypten, wohnhafte Zeich­nerin, beschäftigt sich mit Fahrer*innen eines im arabischen Raum bekannten Lieferdienstes, während Philip Schaufelberger sich die Mühe nahm, bei den Velo­ku­rier*innen in Bern mitzufahren; eine schweisstreibende Erfahrung, obwohl die Stadt nicht wirklich gebirgig ist.

 

Noch flacher ist Neu-Delhi, wo nur noch wenige Rikscha-Fahrer in die Pedale treten, da sie als Verkehrshindernis gelten; einer der letzten hat Akshay Sethi die besten Tipps zur Pflege stark beanspruchter Waden und Füsse mitgeteilt. Um in Indien und bei den aussterbenden Berufen im Transport­gewerbe zu bleiben: Harsho Mohan Chattoraj (Zeichner), Sourav Dutta (Autor) und ­Sumit Surai (Recherche) erzählen von den leider sehr maroden Strassenbahnen in Kolkata.

 

Nathaniel da Costa (Autor) und Rajiv Eipe (Zeichner) haben sich zu ihrer Geschichte von einem Fährmann inspirieren lassen, der bis zum Bau einer Brücke vor ein paar Jahren noch in Corjuem, Goa, aktiv war.

Ein sehr aktuelles Transportthema behandelt Zhenya Oliinyk, bei ihr geht es um Frauen in der Ukraine, die sich zum ersten Mal ans Steuer eines Autos setzen müssen, weil die Männer an der Front sind. In den USA beobachtete Lukas Fuchs mit dem kritischen Auge eines Schweizer Handwerkers, wie in North Carolina Häuser verschoben werden.

 

Nacha Vollenweider, Nachfahrin nach Argentinien ausgewanderter Schweizer*innen, teilt mit uns die Erinnerungen ihrer Nanny an Pferde­fuhrwerke; Zhang Xun und Umschlagillustration aus ­Nanjing freut sich ebenso wie sein Busfahrer darüber, dass in China die Restriktionen im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie endlich aufgehoben worden sind.

 

Und ­Wolfgang Bortlik lässt uns auch in dieser STRAPAZIN-Ausgabe an seinem unerschöpflichen literarischen Wissen teilhaben. Es geht, dem Thema entsprechend, um einen russischen Kurier, DUI in den USA, und um eine deutsche Botin.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre.

Christoph Schuler

 

MAI KORAIEM

Ohne Titel

PHILIP SCHAUFELBERGER

Auf Zeit Vertreter

AKSHAY SETHI

Der Rikscha-Fahrer

HARSHO MOHAN CHATTORAJ / SOURAV DUTTA

Nächster Halt unbekannt

RAJIV EIPE / NATHANIEL DA COSTA

Der Fährmann

ZHENYA OLIINYK

Von seiner Frau gefahren

LUCAS FUCHS

Moveing Sheds

NACHA VOLLENWEIDER

Ohne Titel

ZHANG XUN

Xu